Stilkunde


Louis-seize (Klassizismus)

Louis-Seize, der Übergang vom Rokoko zum Klassizismus (1760-1790) in Frankreich während der Regierungszeit Ludwigs XVI., aber auch schon der vorhergehenden 15 Jahre. In Deutschland auch Zopfstil genannt.

 · streng symmetrische Formen
 · Kapitellen, Giebeln etc.
 · Bilder aus der Flora und Fauna
 · Möbel sind aus Harthölzern ausgeführt, Mahagoni und haben Edelholzfurniere    oder sogar Intarsienarbeiten
 · meist rechteckiger Grundriss der Schrankmöbel und Sekretäre
 · angeschrägten Ecken
 · Beine sind typischerweise gerade und besitzen einen runden Querschnitt
 · typische Möbeltypen: Voyeuse und Bergère













Empire-Stil

      

Mit Napoleon beginnt die zweite Phase des Klassizismus. Der Empire-Stil (1799-1815) repräsentiert die neue, napoleonische Staatsmacht, Vorbild ist die römische Kaiserzeit.

Merkmale

 · schmal, gerade, kühl
 · wuchtige, flächenbetonte Formen
 · streng kubische Möbel (Schränke, Sekretäre), reich mit Bronzeappliken besetzt
 ·  Anlehnung an die griechisch-römische und altägyptische Architektur: Pilaster, Säulen, Gesimse, Friese
 · Dekor mit mythologischen Figuren (Sphinx, Löwe, Greif), oder mit Palmetten, Lorbeer,               Eichenblättern, Vasen, Urnen, Waffen oder Helmen
 · Sitz- und Liegemöbel mit nach aussen geschwungenen Rückenlehnen, die oben in spiralförmigen Einrollungen enden
 · Hinterbeine der Stühle als "Säbelbeine" gebogen







Biedermeier

Der Biedermeier (1815-1848), eine spätere Form des Klassizismus.

  

Der Biedermeier-Stil trat vor allem in Deutschland, Österreich und Skandinavien auf. Er ist praktisch, häuslich und dem bürgerlichen Lebensstil angepasst. Das Biedermeier-Zimmer diente nicht mehr der Repräsentation, sondern dem familiären Zusammenleben.

Merkmale

 · einfache Formen
 · flächige Fronten
 · typisch sind Schreibmöbel und Kleinmöbel wie z.B. Nähtischchen
 · heimische Obstbaum-Furniere (Kirsche, Birke, helles Nussbaumholz) statt exotische
   Hölzer
 · Maserung der Furniere als natürliches Muster
 · Lyra-Motiv (Leier), ansonsten wenig klassizistische Ornamente
 · knappe Beschläge

 

Wussten sie schon? Das Möbel des Biedermeier ist in seiner geradezu klassischen Zurückhaltung prädestiniert, sich mit der Moderne zu arrangieren. Biedermeiermöbel erfahren in der letzten Zeit eine enorme Wertsteigerung.



Louis-Philippe (Historismus)

    

Im 19. Jahrhundert, besonders in dessen zweiten Hälfte, wurden häufig Stile aus vorangegangenen Epochen imitiert. In Frankreich entstand unter dem "Bürgerkönig" Louis-Philippe bereits um 1830 ein "zweites Rokoko". In Deutschland waren nach dem schlichten Biedermeier ab 1850 wieder prächtigere Möbel gefragt, mit denen das Bürgertum der "Gründerzeit" seinen Reichtum zur Schau stellen konnte.



Gründerzeit

  

Nach der Gründung des Deutschen Reiches nach 1871 und dem Sieg über Frankreich begann mit einem vorübergehenden Wirtschaftsaufschwung und mit vielen Geschäftsgründungen die Gründerzeit.

Merkmale

 · üppige Formen, ausladende Umrisse der Möbel, Säulen, Muschelornamente
 · hervorstehende Applikationen und Ornamente, Balustrade
 . drittes Rokoko oder Barock




Jugendstil

  

Der Stil der Jahrhundertwende wird in Frankreich und Belgien "Art Nouveau" genannt, in Österreich "Sezessionsstil", in Italien "Stile Liberty" und in Deutschland "Jugendstil" (ca. 1895-1910). Kostbare Tiffanyverglasungen z. B. Louis Comfort Tiffany waren besondere und beliebte Schmuckstücke in den Wohnungen. In Deutschland war München die Kernzelle des Jugendstils. Man findet Anfänge um 1895 bei den Arbeiten der Künstler. Jugendstilmöbel sollen das Gefühl von Jugend und Bewegung vermitteln. Inspiration bieten die Natur und die japanische Kunst. Der Jugendstil ist eine Gegenreaktion auf die als hässlich empfundene Industrialisierung und die Großstädte.

Merkmale

 · flächig, dekorativ
 · weit schwingende Linien
 · einfach gebaute Möbel
 · oft asymmetrisch
 · stilisierte Natur-Ornamente wie geschwungene Pflanzenteile, Blüten, Weinranken, Insektenflügel, Tiere oder der menschliche Körper